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| die collage als ausflucht |

Posted: März 29th, 2013 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

die gleichzeitigkeit der moderne äußert sich im technologisch-assoziativen umgang mit informationsmedien. intuitive handhabungslogiken evozieren verschwommene grenzen von raumstrukturen. da ist nicht nur, wer sich amselbigen ort befindet. da ist, wer im raum ist. raum impliziert dabei neben der physischen auch eine digitale-aphysische kategorie. im raum ist also auch, wer dazugeschaltet ist. diese umständliche wortkomposition „dazuschalten“ birgt in ihrem kern die essenz der möglichkeit, aber auch problematik digitaler räume. das konglomerat an gleichzeitiger verfügbarkeit wirkt in erster linie befreiend zugänglich, beinhaltet allerdings eine beengende konstante des dauerhaften daseins. anders ausgedrückt: der raum ist nur dann leer, wenn eine aktive bemühung darum in gang gesetzt wird. diese tatsache birgt ein umkehrmoment traditionell-kommunikativer prozesse in sich. ohne die verfügbarkeit digitaler räume setzt interaktion eine aktive bemühung um diese voraus, ein initiatorisches moment. digitalismus löst diesen impetus auf und macht eine bemühung erforderlich, interaktion und kommunikation zu unterbrechen.

noch immer negiert die fachdiskussion die komplexität digitaler räume. sie scheint getrieben von der fortschrittsblendung und vom möglichkeitenwahn und vergisst dabei die kognitive aufnahme- und handlungsfähigkeit des menschen. der umgang mit digitalen medien findet also bis dato rein selektiv und teleologisch statt. die überblickung der digitalen raumes oder gar eine zusammenführung wird nicht ansatzweise versucht. digitale kartographie ist noch nicht geboren. intertextualität stellt einen ersten versuch auf textebene dar, collagen einen weiteren auf visuell-bildlicher ebene.

speziell die überschäumende popularität der collage als mediale form macht deutlich, dass eine grundsätzliche neubetrachtung von zwischenmenschlicher kommunikation, sowohl in bezug auf deren form als auch den inhalt, erforderlich ist. sie wird enger, dichter, selektiver und volatiler.

ein beispiel: zwei studierende unterhalten sich. sie lösen gemeinsam mathematikaufgaben für ihr chemiestudium. nebenher betrachten sie im internet einen katzenblog. der gesprächsverlauf macht deutlich, dass nicht wie in traditionellen gesprächsformen ein syntaktisch klar abtrennbarer wechsel von inhaltlichen bezügen gewählt wird. stattdessen fließen die satzbausteine ineinander über und stellen die terminologischen neologismen „satzcollage“ oder „collagengespräch“ in aussicht. eine aneinanderreihung inhaltlich klar voneinander abgrenzbarer satzbestandteile, evoziert – und dies ist natürlich rein hypothetisch – durch umgang mit digitalen kommunikationsmedien.

ein zweites exempel bringt die künstlerin vicki bennett ins spiel, die collagen als künstlerisches medium verwendet. somit werden diese nicht nur in digitalen räumen (tumblr etc.) weiterentwickelt, sondern auch als ernsthaft betriebene kunstform gebraucht. die künstlerin selbst sagt:

“materialien, die aus ihrem früheren bedeutungszusammenhang genommen werden, sind sehr mächtig, weil sie ihre ursprüngliche energie nutzen. später können dann gesellschaftliche oder politische nebenbedeutungen ins spiel kommen, weil buchstäblich die kreative energie verschiedener leute zusammengemischt wird. das ist magisch. am wichtigsten ist mir aber, dass es auch lustig sein kann, wenn man ungleiche elemente zusammenfügt.” (debug, 03.2013, 20)

eines ihrer neuen werke in der reihe “people like us” nennt sich “consequences / one thing leads to another”:

neben der partiellen bewunderung ob der ausdrucksfähigkeit ihrer werke lässt sich doch auch kritik formulieren, nicht ihr gegenüber, sondern in bezug auf den technologischen fachdiskurs insgesamt: stellt die beschäftigung mit collagen nicht eine hilflose alternative oder gar ausflucht aus der notwendigen theoriebildung digitaler räume dar? ein ums andere mal hinkt diese hinterher. während interaktive, intuitive und responsive designs entwickelt und auf den markt gebracht werden, bleibt die kognitive dimension unterbeleuchtet bzw. wird gänzlich ausgeklammert.
     

 


| take the future downtown – suuns |

Posted: März 16th, 2013 | Author: | Filed under: sound, word | No Comments »

speaking with haruki murakami’s words, the suuns make you feel, that the storm of reality comes hovering closer and closer, then retreating again into the distance (cf. 1Q84, p. 53). listening to music is comfort. but new music has to be born outside of the comfort zone, it’s never born from comfortable circumstances (cf. p. 25). it’s more than an expression, it’s a confirmation of existance, the mere concept of being and remembering. like tengo said: “our memory is made up of our own individual memories and our collective memories. the two are intimately linked.” (p. 322) so what’s music history made of, individual or collective memory?


| kapitalismus vs. denken – eine diskurskritik |

Posted: März 3rd, 2013 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »


(cf. http://25.media.tumblr.com/tumblr_m140ucPnjE1r1l68bo1_500.jpg)

der poststrukturelle diskurs um kapitalismus verläuft auf verschiedenen bahnen, die immer weiter auseinanderdriften. zum einen wird die unabdingbare notwendigkeit kapitalistischer strukturen zur aufrechterhaltung der moderne proklamiert. wachstum gleich wohlstand, kein wachstum kein wohlstand. dieser argumentationslinie fügen sich die zukunftsängstlichen wie schäfchen. davon ab driftet der unmut über die tatsache, dass sich die menschen nach dem joch der aristokratischen strukturen nun freiwillig in die abhängigkeit einer funktional differenzierten gesellschaft begeben. unmündig, konsumfixiert und allgemeinverdummend.
die scheinbare individualität und selbstverwirklichung, die der kapitalismus dem menschen eröffnen sollte, geht als mär in die historie der gesellschaftsordnungen ein. denn letztlich ist das tun so vordiktiert wie in der diktatur selbst, nur werden die parolen nicht zentralisiert, sondern paradoxerweise vom allgemeinen kollektiv der menschen mitformuliert.

das zünglein an der waage ist der eigene menschenverstand, den der kapitalismus – mutwillig oder nicht – auf der strecke gelassen hat und der ihm nun zum verhängnis wird. denn die kluft zwischen denken und nicht-denken-sollen wird immer größer. sprich: wer denkt, stellt in frage, dass ‘haben’ nicht ‘sein’ ist und ‘sein’ denken erfordert, das ‘haben’ nicht erfüllen kann.

oder – um mit deleuze (1993, das leben als kunstwerk, 137 f.) zu sprechen: “denken ist ein revolutionärer akt. [...] denken heißt zunächst sehen, und heißt sprechen, aber unter der bedingung, daß das auge nicht bei den dingen stehenbleibt und sich bis zu den ‘sichtbarkeiten’ erhebt, und die sprache nicht bei den worten oder sätzen, sondern sich bis zu den aussagen erhebt. das wäre das denken als archiv. und weiterhin heißt denken: etwas vermögen, das heißt kräfteverhältnisse einsetzen, wobei man verstehen muß, daß kräfteverhältnisse sich nicht auf gewalt reduzieren, sondern handlungen sind, die auf handlungen einwirken. das ist denken als strategie.”