Real Time Analytics

| plädoyer für einen [zensiert] umgang mit [zensiert] |

Posted: Juli 13th, 2013 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

wir leben in organisierten staatsformen, in denen es nicht mehr erlaubt ist, sich [zensiert]. so wie sich menschen im zweiten weltkrieg aus angst nicht mehr trauten, mit ihren nachbarn zu sprechen, so soll man nun [zensiert], und darauf achten, dass [zensiert]. dabei ist die begründung doch ganz einfach: wenn man nicht darüber schreibt, dass [zensiert], so wird man nicht zu befürchten haben, dass [zensiert]. es wird alles geduldet, so lange es der norm entspricht und nicht die mechanismen der [zensiert] aushebelt und sich anmaßt, [zensiert]. natürlich, das netz ist harmlos, so lange man nicht wagt, zu behaupten, dass [zensiert]. daher ist inhaltsleere in menschlichen köpfen immer gut, um [zensiert]. mal ehrlich, wer will wirklich auf den luxus des digitalismus verzichten? was macht es denn schon, wenn die mails [zensiert] und der ein oder andere crawler die sms [zensiert] und sie [zensiert]. der russische geheimdienst schreibt nun nurmehr auf papier, da [zensiert]. und ich tippe trotzdem weiter, obwohl ich [zensiert] und mir eigentlich die lust daran vergeht, dass [zensiert]. ihr wisst, was ich meine. wenn ich wirklich alles schriebe, dann würde womöglich [zensiert], daher wähle ich das einzig richtige und ehrliche mittel in einer offenen demokratischen staatsform und zensiere mich selbst. ist doch ganz einfach und funktioniert hervorragend. natürlich, manchmal werde ich traurig, wenn ich daran denke, dass [zensiert] doch eigentlich die errungenschaft scheinbar zivilisierter völker war. ihr wisst schon, also dass man die [zensiert] hatte, sagen zu dürfen, was man [zensiert]!

http://ecx.images-amazon.com/images/I/3145gzxw5zL.jpg[quelle: zensiert]


| some things were beauti-fall … |

Posted: Juni 19th, 2013 | Author: | Filed under: image, sound, word | No Comments »

you swung my feet to the melody, of the train
to show me the shades about to fall, still moving
you brought me down to the majesty, of your spain
to prove some things will stand some things will fall, moving
and I was okay, and proud

we danced all night to feel the pull, of the chain
to try on the fate ’bout fall, with morning
i woke up to the majesty, of your spain
some things will stand
some things will fall, with morning
[...]

(cf. http://3.bp.blogspot.com)


| zwischen sinn und subversion – sieben fragen an… the dashwoods |

Posted: Mai 29th, 2013 | Author: | Filed under: image, interview - 7 fragen.., word | No Comments »

indiepop lebt. auch in deutschland. mit the dashwoods stimmt eine nachwuchsband aus hamburg melancholisch-weiche und doch tanzbar-vibrante töne an. ein hauch von hymne liegt in der luft, juvenile urbanität, prä-eskapismus? der drängende, karge soundteppich und die melodielinien erinnern spontan an die frühen rilo kiley, doch stopp – nicht noch ein name mehr auf der referenzmüllhalde! lasst die band atmen, entwickeln, bald werden wir auf der neuen platte die nächste gepresste zwischenstation zu hören bekommen.


(© marie binning)

die redaktion von off-journal ist neugierig – was steckt dahinter? wo geht es hin? garagenparty oder the-hottest-festival-shit? – und darf der band in einer neuen folge von “sieben fragen zwischen sinn & subversion” auf den newcomer-zahn fühlen:

hand aufs herz: gibt es den perfekten song und wenn nein, wer war am nächsten dran?
adam: perfektion zu erreichen, ist im allgemeinen ziemlich schwer, wenn nicht sogar unmöglich. in der musik ist es genau so. wahrscheinlich waren the smiths mit „bigmouth strikes again“ oder the beatles mit „strawberry fields forever“ schon ziemlich nah dran.

driftwood, woodford, dashboard, …warum the dashwoods?
antoine: popmusik lebt von geschichten und mythen. warum alles erzählen, wenn das unerzählte oftmals viel spannender ist?

im video zu eurem song „it’s like a drug“ fahrt ihr im minibus in richtung freiheit. welches mixtape steckt im kassettendeck?
daniela: wir haben den bus damals bei einem kumpel ausgeliehen, der grosser tocotronic-fan ist. neben den toco-hits „kapitualtion“ und „aber hier leben, nein danke“ gab es aber auch andere hamburger bands wie tomte und kettcar zu hören. wie oft dieses tape wohl rauf und runter lief…

coverstory im nme, im rolling stones oder in der spex?
antoine: natürlich sind uns all diese zeitschriften ein begriff, doch so richtig vertraut sind wir mit ihnen nicht. bei der vielzahl an musikzeitschriften, blogs und anderen meinungsmachern verliert man einfach schnell den überblick und sortiert für sich aus. aber wenn wir tatsächlich die freie wahl hätten, würden wir am liebsten die coverstory im nme nehmen. einfach, weil das zielpublikum uns am nähesten steht und es quasi gesetz ist, was der nme für gut oder schlecht befindet.

rock am ring, glastonbury oder lollapalooza?
adam: gerne alle drei! aber da wir auswählen müssen, gibt es ein stechen zwichen der matschschlacht in glastonbury und dem weit entfernten lollapalooza. ich denke, die band passt besser in das lineup des lollapalooza, also nehme ich das.

eure neue platte erhält vorschusslorbeeren en masse und wird als eine der besten platten 2013 gehandelt (umag). die spannung ist gross, wie wird sie klingen …
daniela: es ist immer schwierig, über die eigene platte zu reden, wie sie klingt oder wo man sie einordnen kann. wir orientieren uns an verschiedenen musikrichtungen und bands. es gibt ruhige songs mit sphärischen klängen, synthieteppichen und delaygitarren, aber auch tanzbare uptempo-nummern, die sich dieser elemente bedienen. wichtig ist uns, dass wir eine gewisse melancholie und sehnsucht transportieren, die in allen stücken mal mehr, mal weniger stark zentral sind. man könnte eine vielzahl von adjektiven nennen, die den klang näher beschreiben, aber viel spannender ist es doch, wie der hörer unsere platte empfindet.

“mein herz“ von beatrice egli auf platz 1 der deutschen single-charts – jetzt mal ehrlich, warum macht ihr das ganze?
phillip: um in naher zukunft ebenfalls mal so einen song schreiben zu können.


| die collage als ausflucht |

Posted: März 29th, 2013 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

die gleichzeitigkeit der moderne äußert sich im technologisch-assoziativen umgang mit informationsmedien. intuitive handhabungslogiken evozieren verschwommene grenzen von raumstrukturen. da ist nicht nur, wer sich amselbigen ort befindet. da ist, wer im raum ist. raum impliziert dabei neben der physischen auch eine digitale-aphysische kategorie. im raum ist also auch, wer dazugeschaltet ist. diese umständliche wortkomposition „dazuschalten“ birgt in ihrem kern die essenz der möglichkeit, aber auch problematik digitaler räume. das konglomerat an gleichzeitiger verfügbarkeit wirkt in erster linie befreiend zugänglich, beinhaltet allerdings eine beengende konstante des dauerhaften daseins. anders ausgedrückt: der raum ist nur dann leer, wenn eine aktive bemühung darum in gang gesetzt wird. diese tatsache birgt ein umkehrmoment traditionell-kommunikativer prozesse in sich. ohne die verfügbarkeit digitaler räume setzt interaktion eine aktive bemühung um diese voraus, ein initiatorisches moment. digitalismus löst diesen impetus auf und macht eine bemühung erforderlich, interaktion und kommunikation zu unterbrechen.

noch immer negiert die fachdiskussion die komplexität digitaler räume. sie scheint getrieben von der fortschrittsblendung und vom möglichkeitenwahn und vergisst dabei die kognitive aufnahme- und handlungsfähigkeit des menschen. der umgang mit digitalen medien findet also bis dato rein selektiv und teleologisch statt. die überblickung der digitalen raumes oder gar eine zusammenführung wird nicht ansatzweise versucht. digitale kartographie ist noch nicht geboren. intertextualität stellt einen ersten versuch auf textebene dar, collagen einen weiteren auf visuell-bildlicher ebene.

speziell die überschäumende popularität der collage als mediale form macht deutlich, dass eine grundsätzliche neubetrachtung von zwischenmenschlicher kommunikation, sowohl in bezug auf deren form als auch den inhalt, erforderlich ist. sie wird enger, dichter, selektiver und volatiler.

ein beispiel: zwei studierende unterhalten sich. sie lösen gemeinsam mathematikaufgaben für ihr chemiestudium. nebenher betrachten sie im internet einen katzenblog. der gesprächsverlauf macht deutlich, dass nicht wie in traditionellen gesprächsformen ein syntaktisch klar abtrennbarer wechsel von inhaltlichen bezügen gewählt wird. stattdessen fließen die satzbausteine ineinander über und stellen die terminologischen neologismen „satzcollage“ oder „collagengespräch“ in aussicht. eine aneinanderreihung inhaltlich klar voneinander abgrenzbarer satzbestandteile, evoziert – und dies ist natürlich rein hypothetisch – durch umgang mit digitalen kommunikationsmedien.

ein zweites exempel bringt die künstlerin vicki bennett ins spiel, die collagen als künstlerisches medium verwendet. somit werden diese nicht nur in digitalen räumen (tumblr etc.) weiterentwickelt, sondern auch als ernsthaft betriebene kunstform gebraucht. die künstlerin selbst sagt:

“materialien, die aus ihrem früheren bedeutungszusammenhang genommen werden, sind sehr mächtig, weil sie ihre ursprüngliche energie nutzen. später können dann gesellschaftliche oder politische nebenbedeutungen ins spiel kommen, weil buchstäblich die kreative energie verschiedener leute zusammengemischt wird. das ist magisch. am wichtigsten ist mir aber, dass es auch lustig sein kann, wenn man ungleiche elemente zusammenfügt.” (debug, 03.2013, 20)

eines ihrer neuen werke in der reihe “people like us” nennt sich “consequences / one thing leads to another”:

neben der partiellen bewunderung ob der ausdrucksfähigkeit ihrer werke lässt sich doch auch kritik formulieren, nicht ihr gegenüber, sondern in bezug auf den technologischen fachdiskurs insgesamt: stellt die beschäftigung mit collagen nicht eine hilflose alternative oder gar ausflucht aus der notwendigen theoriebildung digitaler räume dar? ein ums andere mal hinkt diese hinterher. während interaktive, intuitive und responsive designs entwickelt und auf den markt gebracht werden, bleibt die kognitive dimension unterbeleuchtet bzw. wird gänzlich ausgeklammert.
     

 


| kapitalismus vs. denken – eine diskurskritik |

Posted: März 3rd, 2013 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »


(cf. http://25.media.tumblr.com/tumblr_m140ucPnjE1r1l68bo1_500.jpg)

der poststrukturelle diskurs um kapitalismus verläuft auf verschiedenen bahnen, die immer weiter auseinanderdriften. zum einen wird die unabdingbare notwendigkeit kapitalistischer strukturen zur aufrechterhaltung der moderne proklamiert. wachstum gleich wohlstand, kein wachstum kein wohlstand. dieser argumentationslinie fügen sich die zukunftsängstlichen wie schäfchen. davon ab driftet der unmut über die tatsache, dass sich die menschen nach dem joch der aristokratischen strukturen nun freiwillig in die abhängigkeit einer funktional differenzierten gesellschaft begeben. unmündig, konsumfixiert und allgemeinverdummend.
die scheinbare individualität und selbstverwirklichung, die der kapitalismus dem menschen eröffnen sollte, geht als mär in die historie der gesellschaftsordnungen ein. denn letztlich ist das tun so vordiktiert wie in der diktatur selbst, nur werden die parolen nicht zentralisiert, sondern paradoxerweise vom allgemeinen kollektiv der menschen mitformuliert.

das zünglein an der waage ist der eigene menschenverstand, den der kapitalismus – mutwillig oder nicht – auf der strecke gelassen hat und der ihm nun zum verhängnis wird. denn die kluft zwischen denken und nicht-denken-sollen wird immer größer. sprich: wer denkt, stellt in frage, dass ‘haben’ nicht ‘sein’ ist und ‘sein’ denken erfordert, das ‘haben’ nicht erfüllen kann.

oder – um mit deleuze (1993, das leben als kunstwerk, 137 f.) zu sprechen: “denken ist ein revolutionärer akt. [...] denken heißt zunächst sehen, und heißt sprechen, aber unter der bedingung, daß das auge nicht bei den dingen stehenbleibt und sich bis zu den ‘sichtbarkeiten’ erhebt, und die sprache nicht bei den worten oder sätzen, sondern sich bis zu den aussagen erhebt. das wäre das denken als archiv. und weiterhin heißt denken: etwas vermögen, das heißt kräfteverhältnisse einsetzen, wobei man verstehen muß, daß kräfteverhältnisse sich nicht auf gewalt reduzieren, sondern handlungen sind, die auf handlungen einwirken. das ist denken als strategie.”

 


| zwischen sinn & subversion – sieben fragen an.. daniela chmelik |

Posted: Januar 1st, 2013 | Author: | Filed under: image, interview - 7 fragen.., word | No Comments »

mit ihrem debütroman “walizka” erobert die hamburgerin daniela chmelik die zerrütteten herzen fernwehgetriebener eskapisten. sie schreibt nüchtern, direkt und unbarmherzig. es gelingt ihr, mit jedem dahingeworfenen satz tiefer in das von selbsthass und liebessehnsucht erfüllte leben ihrer protagonistin liza hineinzuschreiben – mit wundervoll unbequemen sätze wie: “mein herz ist das über die zitronenpresse gequetschte gelb.” (s.21).

http://www.epubbuy.com/12628-12643-thickbox/walizka-chmelik.jpg

(daniela chmeliks “walizka”, erschienen bei asphalt & anders)

die redaktion von off-journal ist restlos begeistert von der eindrücklichkeit, vielschichtigkeit & dem drängenden stil von “walizka” und freut sich, die autorin daniela chmelik für eine neue folge von “7 fragen zwischen sinn & subversion” gewonnen zu haben:

was trieb dich an, „walizka“ zu schreiben?

im anfang war da eine melancholische stimmung, die zu einer erzählung wurde, aus dieser stimmung wurde eine zweite erzählung und noch eine dritte, bis mir einfiel, einfach einen weiteren text zu schreiben, der all die erzählungen zusammenführen und zu einem … roman machen würde. einen roman hatte ich nie geplant. den titel „walizka“ hat er übrigens ganz zum schluss erst erhalten. die erzählerin heisst lizka, und walizka bedeutet im polnischen „köfferchen“. zunächst trug ich als titel lange „scherben“ im kopf, bis jemand mir sagte, „scherben“ höre sich an wie „die neuen leiden der jungen frau werther“ oder so. eine andere titel-idee war „in mir ferne“. ich wollte aber nicht einen ansatz von pathos im titel. darum „walizka“. scherben und ferne sind aber motive in „walizka“. weitere motive finden sich in der poetischen kapitelfolge: sterne – scherben – sterben. schwanensee – stille – schnee.
mein trieb war vielleicht, einer bestimmten stimmung – schwermut, selbstzerstörungswut, fuck off love – einen brutalen ausdruck zu geben.

liza, die protagonistin des romans, reist durch osteuropa. von sich weg oder zu sich hin?

liza versucht vor sich selbst zu fliehen. sie zerstört, ist verstört, flieht. ich glaube aber allgemein nicht, dass eine flucht vor sich selbst gelingen kann. es gelingt auch liza nicht. die erde ist schliesslich eine kugel.

wie klingt ein reisesoundtrack zu „walizka“?

in den koffer kommen folgende best sad songs:
pavement „here“
boy „drive darling“
johnny cash „hurt“
soap&skin „extinguish me“
anna ternheim „no way out“
maria solheim „too many days“
eliott smith „ballad of big nothing“
morrissey „everyday is like sunday“
joy division „love will tear us apart“
benjamin francis leftwich „atlas hands“

„hinter omas kleingarten verlaufen schienen. es fahren züge vorbei. ich werde im schnee gelegen haben und noch immer nicht erfroren sein.“ (s. 129) ist „walizka“ ein existentialistischer roman?

nein. ja. keine ahnung. vielleicht. dazu höre ich leis’  k a p i t u l a t i o n.

was sind deine nächsten pläne?

ich lerne schwimmen.

welches strandgut hast du bereits gefunden?

ich trage viele bilder in meinem kopf; die stranden da und die guten bleiben.

jetzt, wo der weltuntergang nicht eingetreten ist, …

weinen oder lachen, fäuste ballen, weitermachen.

 


| americana – (k)ein nachruf |

Posted: Dezember 19th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

(cf. http://29.media.tumblr.com/tumblr_loojmzWHaN1qk3dvmo1_500.jpg)

 

wie oft wurde der abgesang amerikas prophezeit. der turbokapitalismus als spiegel der maßlosigkeit, der mutierte american dream als sackgasse hedonistischer, adipöser flachkultur. in ausuferndem maße beschäftigen sich filmemacher, journalisten, popliteraten oder ethnographen derzeit mit der aufarbeitung des noch nicht eingetroffenen. um zu definieren, welcher corpus ins europäische grab der eskapisten und  ideologen getragen werden kann, tobt der kampf um die kulturelle gestaltbildung amerikas. ein stimmengewitter, wie es canetti auf den märkten in marrakesh umschallt haben musste. wortfetzen wie “9/11″, “americana”, “kerouac” oder “kennedy” dringen heraus. es wird gefeilscht um die deutung und wertung von sinn und unsinn, mut und übermut, wahn und größenwahn.

das wesen der amerikanischen kultur ist so vielschichtig, dass es weder bestimmt noch verabschiedet werden kann. die dialektik von kultur und gegenkultur setzt hier aus, ist sie doch in einem umfassenden kulturverständnis, wie es t. s. eliot schon 1948 beschrieben hat, eins geworden. allein die zahl identitätsstiftender musikalischer gesellschaftsentwürfe übersteigt das maß des erklärbaren. nur was gibt den ausschlag für die friedliche polykultur, für das fehlende interesse nach einer in deutschland oft verhandelten leitkultur? ist es der american dream? nein, es ist die indifferenz des scheiterns! der hedonismus als erkenntnisbehinderung? im gegenteil!

daher überrascht der siegeszug der elisabeth woolridge grant alias lana del rey nicht. mit indifferentem, monotonem habitus zeichnet sie das bild des amerikanischen melancho-retro-pops, singt “swinging in the backyard / pull up in your fast car / whistling my name / open up a beer / and you say, get over here / and play a video game” und läutet damit gewollt oder ungewollt den postmodernen amerikanischen frühling ein.


| l’ultralocal et l’universel |

Posted: November 30th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

(cf. http://d2tq98mqfjyz2l.cloudfront.net/image_cache/1258330373735676.jpeg)

wenn sartre sagt, die offene flanke der ideologie sei die praxis, wie sähe dann das heutige paris in seinen augen aus? die cafés, in denen er zusammen mit simone de béauvoir schrieb, das hotel, in dem das paar mit zugezogenen vorhängen die angriffe der nazideutsche wegdachte, wegschrieb. saint-germain-de-prés als ort der literarischen begierde.

der intellektuelle ésprit ist von diesem ort gewichen. eng an eng sitzen menschen mit mänteln vor dem „café de flore“ und „les deux magots“. die stühle sind nicht zueinander gerichtet, sie schauen sich nicht an. ebensowenig die mäntelträger, schaulustig schauen sie umher. ab und an teilen sie sich ihre gedanken mit. wie mögen sie lauten? kein buch liegt auf den tischen, keine diskussion im gange. links neben dem “café de flore” sitzt ein mann auf dem boden und bettelt um kleingeld für papier und neue stifte. ausgelegt sind manuskripte. die schaulustigen gehen an ihm vorüber, hier und da bleibt ein kind stehen.

der unterschied zwischen einem ort und einem raum ist der, dass ein ort verweilt, während ein raum wandern kann. ein ort existiert, räume sind konstrukte, subjektive, interpersonelle oder kollektive konstrukte. henry millers paris kannte viele orte, die heute sicherlich leicht zu lokalisieren sind. die von ihm entworfenen, entrückten gedankenräume sind hingegen nur surreal zu fassen. er schreibt:

“ich verstand nun, warum paris die gequälten, die betörten, die großen besessenen der liebe anzieht. ich verstand, warum man hier, an der nabe des rades, den phantastischen, unmöglichsten theorien anhängen kann, ohne sie im geringsten seltsam zu finden. hier liest man wieder die bücher seiner jugend, und die rätsel bekommen neuen sinn. man durchwandert die straßen in der gewissheit, dass man verrückt, dass man besessen ist, denn diese kalten gleichgültigen gesichter sind die visagen der eigenen gefängniswärter. hier schwinden alle grenzen. (…) die luft ist frostig und abgestanden, die sprache apokalyptisch. (…) eine ewige stadt, dieses paris! ewiger als rom, prächtiger als ninive. der wirkliche nabel der welt, zu dem man wie ein blinder und strauchelnder idiot auf allen vieren zurückkriecht. und wie ein kork, der am ende ins stille wasser der meeresmitte abgetriegen wurde, schwimmt man hier teilnahmslos, hoffnungslos. (…) ideen und handlungen müssen einander entsprechen. wenn in den ideen keine vitalität steckt, gibt es kein handeln. ideen können in dem vakuum des denkens nicht alleine bestehen. ideen haben bezug zum leben: leber-ideen, nieren-ideen, interstitielle ideen usw. nur einer idee zuliebe hätte kopernikus nicht den bestehenden makrokosmos zerstört, und kolumbus wäre im sargassomeer gescheitert. die ästheten der idee bringen blumentöpfe hervor, und blumentöpfe gehören aufs fensterbrett. aber wenn es keinen regen und keine sonne gibt, welchen zweck hat es dann, blumentöpfe vors fenster zu stellen?” (henry miller – wendekreis des krebses)

ziehharmonikaartige menschenschlangen bilden sich vorm centre pompidou. dalís wiederbelebung in zweihundert bildern. die menschentrauben malen ein trostloses bild. sie staunen von kunstwerk zu kunstwerk, in kurzen schritten. sie fühlen sich wohl im konsens, müssen nicht zweifeln, ob oder ob nicht. eine kultur ohne gegenkultur hinterlässt keine definitionslinien. und ein transparent spricht in dalis worten:

„je m’occupe de mon champ, de ma barque c’est-à-dire de la toile que je suis en train de finir, comme un bon ouvrir, en ambitionnant des choses simples: manger des sardines grillées et me promener avec gala le long de la plage, le soir tombant, en regardant les rochers gothiques se transformer en cauchemars dans la nuit. je me suis construit sur ces grèves, j’y ai créé mon personnage, découvert mon amour, peint mon oeuvre, édifié ma maison. je suis inseparable de ce ciel, de cette mer, de ces rochers: lié à jamais à portlligat – qui veut dire “port lié” – où j’ai défini toutes mes vérités crues et mes racines. je ne suis chez moi qu’en ce lieu: ailleurs je campe.” (salvador dalí – l’ultralocal et l‘universel)


| musik als utopie der sprache |

Posted: Oktober 10th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

“in der schreibweise (…) besteht die bewegung eines bruches und die einer erstmaligkeit; sie enthält das muster jeder revolutionären situation, deren fundamentale zweideutigkeit darin besteht, dass wohl oder übel die revolution aus dem, was sie zerstören will, das bild dessen schöpft, was sie zu erringen strebt. wie die gesamte moderne kunst trägt die literatursprache zugleich die entfremdung der geschichte und den traum der geschichte in sich. als zwangsläufigkeit bestätigt sie zerrissenheit der sprachen, die untrennbar ist von der zerreißung der gesellschaft in klassen, als freiheit ist sie das bewußtsein dieser zerrissenheit und die anstrengung, die diese zu überwinden versucht. sich unaufhörlich ihrer eigenen vereinsamung schuldig fühlend, ist sie doch nicht minder eine nach dem glück der wörter gierige vorstellung, sie eilt einer erträumten sprache zu, deren frische durch eine art idealer vorausnahme die perfektion einer neuen unschuldigen welt darstellte, in der die sprache nicht mehr entfremdet wäre. die vermehrung der schreibweisen setzt eine neue literatur in dem maße, wie diese ihre sprache nur erfindet, um projekt zu sein: die literatur wird zur utopie der sprache.” (roland barthes – am nullpunkt der literatur 2006, 69)

 


| homage, oh no, metamorpha |

Posted: August 22nd, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(bubble – jim kazanjian | cf. http://www.an-mag.com/wp-content/uploads/2010/01/jk-bubble.jpg)

 

a said: “no no no no no no!
leave it untouched,
before you trigger a violent erosion of erratic thoughts
in my unsophisticated mind.”

b said: “well lets put it bluntly, did you or did you not
think of things being different, sometimes,
not often, just once in a little while?”

a could only say “yes, sometimes,
between a line or two,
between a song and a sigh,
between the hands of time,
when the clock unwinds, sometimes,
not often, just once in a while.”

(a could only say yes – akoe)