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| music as a jackson pollock painting |

Posted: Juni 25th, 2012 | Author: | Filed under: image, sound, word | No Comments »

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

(cf. http://www.kosmoproleten.com/wp-content/uploads/2008/12/jacksonpollock-kosmoprolet.JPG)

musikalische kartographie verläuft in emotionalen interdependenzen: wir fühlen musik,
gemeinsam, allein, wir verbinden sie mit sehnsüchten, erlebnissen, trauer wie glück. sie erfüllt
sich in einer kakophonie sich abstoßender und ergänzender geschmäcker, sie ist kunstwerk und
scheitern in einem. folgt man adorno, so bildet sie eine ästhetische einheit, die in ihrer
mannigfaltigkeit und unterscheidung erst zu sich selbst findet. shoegaze, new wave, popcorn pop,
thrash, jazz oder slavische volksmusik; ein farbiges ton-konglomerat, das weit mehr erzeugt,
als die aneinanderreihung der töne.

was sind nun die charakteristika, die musikalischen räumen im postmodernen zeitalter diese
bedeutung verleiht? foucault (1967, v.ö. 2006, 317) über räume: “wir leben im zeitalter der
gleichzeitigkeit, des aneinanderreihens, des nahen und fernen, des nebeneinander und des
zerstreuten.” weshalb zerstreut sich musik und wirkt doch gleichzeitig vereinend? je unsteter
die sozialen bezüge, desto größer die wirkung, die musik als identifikationsfigur stiftet
melodien, songs, alben stehen als ersatz für lokale und soziale entgrenzung, konstitutieren
welt ‘for all the lost little souls’.gleichzeitig bietet sie nährboden für phsysisches erleben und
lyrische expression. verkürzte sprache als transzendentales zusammenspiel des unerklärbaren;
näher dran bestimmt als die unzähligen versuche der philosophen. sie verbreitet kollektive
botschaften, bisweilen subversiv, bisweilen der wirklichkeit derart entrückt, dass der überkonkrete
alltag lächerlich erscheint ob der überhöhten vision.

doch elektro-urbane räume erbauen sich nicht auf brachialem tongewitter, sondern auf
basslastigen klangteppichen, die unaufunaufunaufhörliches bilderrauschen evozieren,
retro-emotionen losbrechen, schwingungen aufsammeln und im rhythmus baden, bevor sie
mit synthetischen nadelstichen die mit jedem atemzug weiter aufgeblasenen träume zerbersten
lassen. the hundred in the hands sind das beste beispiel dafür. mit popseichtem melodienbrei
fangen sie die sehnsüchte new yorks ein. hauchen abstrakte wortfetzen daher, in scheinbarer
belanglosigkeit zusammengesetzt und unbeschwert. und trotzdem hallt die stille nach dem lauten
knall noch lange nach..’i keep / falling, / you keep / calling / tell me why / tell me why / you
/ that look of yours / that once took my / breathe away’

chances get lost / romances, always is, / hidden / resistances / was it / lonely? / no, / it wasn’t / mostly / we were / killing it / isn’t it all so… / we / were / killing it / isn’t it all so… / awesome / i swear / i would / for you / heartbreaks and lies / eyes lock, paralyzed / i don’t know why / i don’t why / we were / killing it / into it, / still I keep / thinking it’s… / me. / i keep / falling, / you keep / calling / tell me why / tell me why / you wore / that look of yours / that once took my / breathe away / that all you have to say? / then, it’s not up to you. / holding, discreetly / keeping controlled, / fascinated, / dispossessed / when we / kissed I / flinched I / tried to / hide it / tell me why / tell me why / tell no lies / tell no lies / tell no lies / tell me why / tell me why.

 


| kein ort. nirgends. extase für immer |

Posted: Mai 14th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

ein mann zieht in den krieg. bewaffnet mit sätzen wie: “l’essentiel, nous ne savons pas le prévoir. chacun de nous a connu les joies les plus chaudes là où rien ne les promettait.” (das, worauf es im leben ankommt, können wir nicht vorausberechnen. die schönste freude erlebt man immer da, wo man sie am wenigsten erwartet hat. | antoine de saint-exupéry: wind, sand und sterne) im herzen ein krieger und romantiker, sein stift eine ader der lebendigen schönheit der sprache. die mit ihm vor marseille ertrank. oder am port bou stehenblieb, mit einem fuß in der freiheit. gestalt vergräbt sich, nimmt literarische form an und exaltiert posthum. schnitzler hat nie die weite welt gesehen, höchstens gerochen. toronto, 10 grad, salzig, chicago, 15 grad, pikant.

(cf. http://eiffelover.files.wordpress.com/2007/05/lyon-st-exupery0003.jpg?w=405)

machen wir uns nichts vor: die popwissenschaftlichen diskurse sind nicht so interdependent wie wir denken, sie bedingen sich in teilen, aber laufen manchmal stillschweigend nebeneinander her. wie schicksale, die trotz globaler konnektiertheit einsame kreise ziehen. raum muss nicht immer relational sein, auch nicht akustischer. kausalketten können beizeiten rostig oder erst gar nicht angebracht werden. die überinterpretation musikalischer ereignisse hat scheinbar ihren zenit noch nicht überschritten. sinnbilder für pop, markenzeichen, trendwenden und vorzeichen werden im minutentakt definiert, einflüsse werden wie annäher gesammelt und zur schau getragen, je seltener, desto einzigartiger. eine performance wird apriori als neuerschaffung eines genres deklariert, über persönlichkeitsveränderungen wird gesprochen, bevor die möglichkeit dafür offensteht. dabei schöpft sich erleben aus detail und sensibilität, ob nun im kollektiv oder allein auf einem ruhigen see: “(…) von dort bis zur magellanstraße, unter der schicht von gras und blumen. dieser teich von huntert meter breite, dicht bei einer stadt, in der man ganz im reich der menschen zu sein glaubt, hat den pulsschlag des ozeans.” (ebd.)

 

 


| alles, was sie sagen, macht sinn – there’s sense in everything they say |

Posted: April 5th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

(cf. http://behance.vo.llnwd.net/profiles/70336/projects/281182/703361249671647.jpg)

der grundlage folgt die begründung, der symbolik die macht, den gedanken die rede, und der unterdrückung der aufstand. es gibt eine stringenz in gesellschaftlich reproduzierter logik, die gänsehaut hervorruft. philosophische argumentationen, in stein gemeißelt, durch natur- und wirtschaftswissenschaftliche erkenntnisse belegt. alles sinnig, alles schlicht soweit.

warum ergibt sich also entwicklung? freude? euphorie? erstaunen? sind es nicht die momente vollkommenster unlogik – irrationalsten wahnsinns – die das herz aussetzen lassen? bildet nicht gesellschaftliche logik die pfeiler des bestehens, der ruhe, damit die unlogik sie einreißen, verrücken oder an anderer stelle modifiziert wieder aufzubauen kann?

popdiskurse, diskographien, plattencover, kakkmaddafakka, lykke li, rotzpipn, kvelertak, can (communism | anarchism | nihilism), kjellvander (…) . überall findet gesellschaftliches handeln im sinne eines darüberhinausdenkens, eines transformationsprozesses statt. nicht durch die musik, sondern durch den hörenden. dazu steininger (der ton macht die musik 1995, 24 f.): “musik ist als kreation eines oder verschiedener individuen anzusehen und als kunst, die sich an der aktiven, subjektiven auseinandersetzung an jener kreation bei einem menschen erst breitmacht. jeder mensch hört musik als nicht nur, er arbeitet sie, er tätigt sie: er macht sie! die ohren lasses es zu, dass die schwingungen aufgenommen werden, das gedankliche auge erschafft den vorstellungsrahmen (bisweilen kann das gedankliche auge und das organ selbst gleichgesetzt werden: das sind die momente, in denen musik aktiv an der konstitution von welt beteiligt ist) und die muskelfasern verändern in einem aktiven prozess ihre kontraktionsformen. dies bedeutet, dass kreation aktion evoziert, dass jede art von musikalischem output, jeder erzeugte ton od. melodie gleichzeitig zur handlung verleitet. zumeist beruht diese auf minimalster ausprägung und gereicht kaum zur bemerkung, in manchen bemerkbaren fällen verändert sie die gedanken und handlungsprozesse eines menschen auf beträchtliche art und weise: music = art = perception = action = change.” noch bedeutet dies nicht, dass logik produziert wird, es ist vielmehr die tätigkeitstheoretische grundformel, die rezeption und aktion verbindet. ob daraus kausal verknüpfte handlungsketten entstehen, die wir gemeinhin logik nennen, sei dahingestellt. im besten falle nicht. “what makes you think nonsense is bad? if they’d nurtured and cared for human nonsense over the ages the way they did with intelligence, it might have turned into something of special value.” (we | zamyatin)

 

 


| “we don’t need the market to replace what we’ve lost.” (four water | denis jones) |

Posted: März 13th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

wenn facebook durch time-line nun das einkleben unserer schnappschüsse übernimmt, mehr noch: die (un-)bewusste protokollierung aller aktivitäten  eines registrierten individuums, so ersparen wir uns die lästigen klebefinger. wir halten zwar nicht nach, was es sich lohnt, zu erhalten und zu memorieren, allerdings ist ja alles verfügbar – jederzeit. aber was bedeutet alles? so wie es der körper bei schweren krankheiten schafft, just im richtigen zeitpunkt das kurzzeitgedächtnis auszusetzen, so verläuft die erinnerung an das leben ähnlich: unser gedächtnis sondiert, sortiert und priorisiert. die frage, die sich nun also unweigerlich stellt: brauchen wir ein produkt des marktes, das für uns die wichtigste aufgabe des lebens übernimmt – sagen wir fairerweise „begleitet“ – und es sozusagen protokolliert? die antwort lautet unweigerlich: nein! „die erinnerung“ – so jean paul (in: die unsichtbare loge, 1973) – “ist das einzige paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann”. wir müssen uns dieser aufgabe aber selbst annehmen, zu verzerrt wird die retrospektive wahrnehmung durch die ansammlung historizitärer relikte. die ausklammerung jeglicher emotionaler dimension, die unser geist gleichzeitig memoriert, lässt genau das verkümmern, was man gemeinhin als erinnerung bezeichnet. die versuchte verhinderung faktischer erinnerung an eine bestimmte zeit ist zu unterstützen, die konservierung derjenigen emotionen, die das essenzielle bewahren: erinnerung.
einen begründungszusammenhang für digitale historizität und für die rasante entwicklung digitaler räume (wie time-line) liefert die tatsache, dass die erschaffung dieser und das leben in ihnen wenige kompromisse und anstrengungen erfordern. ein digitaler raum ist (vorerst) zugänglich, antiphysisch, entkräftet (im sinne einer entmaterialisierung, ergo einer ablösung von gravität) und apersonell. kommunikationspflege verläuft ohne die nervliche belastung nonverbaler störfeuer, ohne registerwechsel und mit einem merklichen quantum zusätzlich zur verfügung stehender reaktionszeit. emotionale distanz („es hört dich zwar niemand lachen, aber weinen sieht dich auch niemand“) schafft raum für emotionale öffnung, eine dialektik, in der der reiz und gleichzeitig die gefahr digitaler räume liegt. unverbindlichkeit erhält einzug, nicht durch kommunikation, sondern durch technische vervielfältigung statt natürlicher entstehung und verwesung. der organismus menschlichen lebens wird auf den kopf gestellt: wo früher alles ein ende hatte, hat es heute nie eines, für nichts. aufoktroyierter nihilismus der technischen sorte, vor dessen verzicht sich jeder gestellt sieht und zumeist mit negierung antwortet. materialismus und naturalismus werden exekutiert, besser: vakuumiert, digitalismus hingegen erscheint grenzenlos (chronologisch wie topologisch).
dies mag klingen wie ein abgesang auf materielle geschichte als erfahrung, wie sie walter benjamin als interpretation von baudelaires verszeile aus „le gout du néant“ verstanden hat: „‘le printemps adorable a perdu son odeur!‘ in dieser zeile sagt baudelaire ein äusserstes mit der äusseren diskretion; das macht sie unverwechselbar zu den seinigen. das insichzusammengesunkensein der erfahrung, an der er früher einmal teilgehabt hat, ist in dem worte perdu einbekannt. der geruch ist das unzusägliche refugium der mémoire involontaire. schwerlich assoziiert er sich einer gesichtsvorstellung; unter den sinneseindrücken wird er sich nur dem gleichen geruch gesellen. wenn dem wiedererkennen eines dufts vor jeder anderen erinnerung das vorrecht zu trösten eignet, so ist es vielleicht, weil diese das bewusstsein [sic!] des zeitverlaufs tief betäubt.“ (aus: benjamin, w.: illuminationen, 1977, 218)
in letzter konsequenz bedeutet digitalismus die zwanghafte auflösung emotionaler erinnerung, gepaart mit der negierung kulturgeschichtlicher zeichen der zeit. sie bewegen sich nunmehr vertikal im sinne von schichtungen und kopien, nicht mehr als chronologisch horizontale abfolge. die verdeutlichung an einem beispiel:
mit dem herausragenden kunstprojekt „fuck it up and start again – guitar smashed and mended seven times“ zeigte sophie hultén 2001 im stil einer videoperformance die siebenmalige mutwillige zerstörung einer gitarre in kargem raum. in mühsamer kleinstarbeit baut sie die gitarre immer wieder zusammen, wenngleich die zeichen der zerstörung immer feinschichtiger sichtbar werden. der kunstprozess mündete in ein abschliessendes objekt folgenden aussehens:

(quelle: http://www.sofiahulten.de/daten/guitar.html)

transferiert in einen digitalen raum und ausgerüstet mit lenovo-laptop, tastatur, maus und photoshop, führte ich das kunstprojekt abermals durch, an einem wahllos recherchierten digitalen musikinstrument. in anlehnung an hultén entstand ein kunstobjekt mit dem titel „fuck it up and [backspace] – guitar dissolved and restored 7 times in 21,4 sec.“ mit folgendem objekt als ergebnis:

(quelle: http://www.wochenspiegelonline.de/uploads/pics/gitarre_in_01.jpg)


| affront gegen die digitale dialektik des alltags |

Posted: Februar 3rd, 2012 | Author: | Filed under: image | No Comments »

oder: “we might be wrong, we might be wrong, we might be wrong and everything doesn’t mean anything at all.” (züri |sophie hunger)

(sf. http://www.todayandtomorrow.net/wp-content/uploads/2011/03/Fragments-of-RGB_2.jpg | ffffound.com)

what if avantgarde dissolves into megastreams of circular nothing? what if all colors, all motions, all
options might be bound to wireless bits of decision, not in our hands, but in virtual spaces? our life
chronicles can be shut down, our pictures switched off. hd in disguise. what if one day all nanoparticles
do not combine to frame a picture?
it seems a harmless though in a digital room, in a digital world..

anti-materialism does not equal digitalism! consciousness does not equal anti-digitalism. be sure of that.


| we talk about the now, the past and the future – 2012 |

Posted: Dezember 22nd, 2011 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

 

 (cf. http://24.media.tumblr.com/tumblr_lj4ew4LuEv1qd2jv8o1_400.jpg)

“hoffnung ist nicht die überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die gewissheit, dass etwas sinn hat, egal wie es ausgeht.” (vaclav havel)

wenn das jahr 2011 ein jahr des aufbegehrens war, vom arabischen frühling bis zum amerikanischen herbst, so bleibt dennoch das gefühl zurück, dass dies erst der anfang war. es wird nicht mehr viel zeit brauchen, bis die zwiebelschichten gepellt sind, bis überschein nicht mehr auf schein folgt, sondern die sonnenbrillen abgenommen werden. diktatoren werden für anachronistisch erklärt; und der kapitalismus hat sich letztlich zu einem menschenbild hindurchgefräst, welches wirtschaftsobjekte mit komplexität belädt, deren reduktion sie weder imstande sind zu leisten, noch leisten wollen. aber instinkt und emotion überstehen dem verstand. das ziel ist längst überschritten, die werbeflächen sind aufgebraucht. was bleibt sind pervertierte finanzielle spielarten kurz vor ladenschluss.

einem pacemaker gleich dreht vaclav havel kurz vor dem läuten der letzten runde ab, verzehrt sein körper, aber nicht sein geist. er ging voran, wir sind daran zu folgen.
2012 wird das jahr, in dem die weichen gestellt werden, in dem vorstellungsräume geschaffen werden. ein kleiner auszug aus dem kompendium von nigel bornand, dem niederländischen philosophen (1927-1980):

“we talk about the now, the past and the future..
and it’s relatively easy: imagine a place, we call x.
a place of shelter, refuge would not be the right expression. an umbrella.
a place to recollect und gather, a place without an aim or target, without sense nor fame.
it must be some sort of very modest place,
some wooden benches, some tables to eat, some places to sleep.
be.
an agreement first. we do not harm. not with words nor physical means.
we do not protect ourselves. not at any time.
im pretty sure, a zone y will be created. we won’t have to wait for long.
an idea will spread. the idea of a zone that can not be attacked. because it does not have a defence.
let’s call the zone y: old world oceania (owo) and the places x: all the places people can imagine.
consider it a path. owo.”

(nigel bornand – study of the power of mankind without force, p. 41 f.)