Real Time Analytics

| zwischen sinn & subversion – sieben fragen an.. daniela chmelik |

Posted: Januar 1st, 2013 | Author: | Filed under: image, interview - 7 fragen.., word | No Comments »

mit ihrem debütroman “walizka” erobert die hamburgerin daniela chmelik die zerrütteten herzen fernwehgetriebener eskapisten. sie schreibt nüchtern, direkt und unbarmherzig. es gelingt ihr, mit jedem dahingeworfenen satz tiefer in das von selbsthass und liebessehnsucht erfüllte leben ihrer protagonistin liza hineinzuschreiben – mit wundervoll unbequemen sätze wie: “mein herz ist das über die zitronenpresse gequetschte gelb.” (s.21).

http://www.epubbuy.com/12628-12643-thickbox/walizka-chmelik.jpg

(daniela chmeliks “walizka”, erschienen bei asphalt & anders)

die redaktion von off-journal ist restlos begeistert von der eindrücklichkeit, vielschichtigkeit & dem drängenden stil von “walizka” und freut sich, die autorin daniela chmelik für eine neue folge von “7 fragen zwischen sinn & subversion” gewonnen zu haben:

was trieb dich an, „walizka“ zu schreiben?

im anfang war da eine melancholische stimmung, die zu einer erzählung wurde, aus dieser stimmung wurde eine zweite erzählung und noch eine dritte, bis mir einfiel, einfach einen weiteren text zu schreiben, der all die erzählungen zusammenführen und zu einem … roman machen würde. einen roman hatte ich nie geplant. den titel „walizka“ hat er übrigens ganz zum schluss erst erhalten. die erzählerin heisst lizka, und walizka bedeutet im polnischen „köfferchen“. zunächst trug ich als titel lange „scherben“ im kopf, bis jemand mir sagte, „scherben“ höre sich an wie „die neuen leiden der jungen frau werther“ oder so. eine andere titel-idee war „in mir ferne“. ich wollte aber nicht einen ansatz von pathos im titel. darum „walizka“. scherben und ferne sind aber motive in „walizka“. weitere motive finden sich in der poetischen kapitelfolge: sterne – scherben – sterben. schwanensee – stille – schnee.
mein trieb war vielleicht, einer bestimmten stimmung – schwermut, selbstzerstörungswut, fuck off love – einen brutalen ausdruck zu geben.

liza, die protagonistin des romans, reist durch osteuropa. von sich weg oder zu sich hin?

liza versucht vor sich selbst zu fliehen. sie zerstört, ist verstört, flieht. ich glaube aber allgemein nicht, dass eine flucht vor sich selbst gelingen kann. es gelingt auch liza nicht. die erde ist schliesslich eine kugel.

wie klingt ein reisesoundtrack zu „walizka“?

in den koffer kommen folgende best sad songs:
pavement „here“
boy „drive darling“
johnny cash „hurt“
soap&skin „extinguish me“
anna ternheim „no way out“
maria solheim „too many days“
eliott smith „ballad of big nothing“
morrissey „everyday is like sunday“
joy division „love will tear us apart“
benjamin francis leftwich „atlas hands“

„hinter omas kleingarten verlaufen schienen. es fahren züge vorbei. ich werde im schnee gelegen haben und noch immer nicht erfroren sein.“ (s. 129) ist „walizka“ ein existentialistischer roman?

nein. ja. keine ahnung. vielleicht. dazu höre ich leis’  k a p i t u l a t i o n.

was sind deine nächsten pläne?

ich lerne schwimmen.

welches strandgut hast du bereits gefunden?

ich trage viele bilder in meinem kopf; die stranden da und die guten bleiben.

jetzt, wo der weltuntergang nicht eingetreten ist, …

weinen oder lachen, fäuste ballen, weitermachen.

 


| accidental play of the week – four |

Posted: Dezember 27th, 2012 | Author: | Filed under: acc. play of the week, sound, word | No Comments »

die band mellowdrone um sänger jonathan bates ist bekannt für ihre mollbeladenen zwischentöne zur durparty an den stränden von los angeles. genau eine dekade dauerte es jedoch, bis die band 2009 auf ihrem siebten studioalbum „angry bear“ im song „elephant“ ihre lo-fi attitüde zur perfektion mischte. dumpfer, verschrobener sound, eingängiger indie-refrain aus der waschtrommel und knarziger bassteppich vom trödel. weshalb gerade ein elephant auf einer bärenplatte für den stärksten song herhalten musste, bleibt ungelöst. den song auf symbolischen gehalt zu prüfen, läge sicherlich nicht im sinne der urheber, ließe sich aber durch die tierwahl vorzüglich analysieren. mellowdrone singen: „elephant, oh elephant, one step ahead of time“. elefanten sind stolze tiere, und für den menschen kaum greifbar. groß und grau, behände und ungelenk, schreckhaft und schwer. sie verbreiten eine wohlig warme ruhe. wann immer sie furcht einflößen, überraschen sich die menschen dabei, dass die furcht eine bloße projektion der eigenen unsicherheit ist. orwell schrieb in seiner kurzgeschichte „einen elefanten erschießen“: sobald ich den elefanten erblickt hatte, wusste ich mit absoluter gewissheit, dass ich ihn nicht zu töten brauchte. […] aus der nähe sah der friedlich grasende elefant nicht gefährlicher aus als eine kuh.“ trotzdem tat er es am ende. seine geschichte bedient sich der metapher des elefanten, um die ohnmacht und die beschränktheit der menschen in einer bestimmten gesellschaftsordnung zu dechiffrieren. vielleicht ein grund, warum das motiv im modernen popdiskurs zunehmend anwendung findet. the white stripes haben es vorgemacht.
aber lassen wir es gut sein. es ist schließlich nur ein song. und ein song ist ein song, nada mas. oder?

“elephant” ist der vierte song aus der offjournal-reihe “accidental play of the week – die musikalische halbe stunde reise nach jerusalem, bei der der song gewinnt, der im ohr stehenbleibt.”

 

 


| oh boy – eine metakritik |

Posted: Dezember 22nd, 2012 | Author: | Filed under: word | No Comments »

das leben ist ein unbequemes, ungemütliches etwas. ein hektisches treiben auf schroffer oberfläche, eine sinnentleerte posse mit verunsicherten darstellern, in der der plot weder feststeht noch eingehalten wird. jeder fräst sich vorwärts im ungestüm der eigenen beschädigten psyche.

der film „oh boy“ löst derzeit ein überaus positives medienecho aus. in jan ole gersters kinodebüt spielt tom schilling den charakter niko fischer, der seit seinem abgebrochenen jurastudium..ja was..lebt? vegetiert? herumirrt? vater: „was um himmels willen hast du die letzten 2 jahre gemacht?“ niko: „nachgedacht.“ die filmszenen spielen in berlin, sind in schwarz-weiss dargestellt und durch jazzige töne der band „major minors“ untermalt. das entrücken des protagonisten wird fühlbar gemacht, drängt sich nahezu auf. sprachlosligkeit als reduzierte existenz. handlungsohnmacht. niko: „ich möchte jetzt lieber allein sein.“

der film wird vom spiegel-online (pilarczyk, 1.11.12) als „glücksfall für das deutsche kino“ gelobt. es werden begriffe in den raum gestellt: „nouvelle vague“ (ebd.), „melancholische poesie“ (gansera, sueddeutsche.de v. 2.11.12), „einfühlsam und glaubwürdig“ (nierlin, filmgazette v. 1.11.12).

so weit, so nachvollziehbar. “oh boy” jedoch als gegenstück zum hauptstadt-hype zu deklarieren (vgl. pilarczyk), um dem nöligen film eine subversive brise einzuhauchen, geht dann doch ein stück zu weit. ich sage: der film fängt das lebensgefühl der hauptstadt ein. die ohnmacht und das spannungsfeld der kollektiven lebensentwürfe, die sich in berlin zusammenfinden, um das andere zu denken. das leben abseits der konsum- und kommerzwelt, unterhalb des schneller, höher, weiter. nein, berlin ist keine metropole der betriebsamkeit. sie ist das sinnbild des gewollt gelebten scheiterns, des sich-aufbäumens, bis es wieder etwas besser geht, um dann stolz dem nächsten exzess zu fröhnen.

was der film aber leistet, ist ein kratzen an der außenfläche existentialistischer weltwahrnehmung. er versucht, die komplexität des lebens in szenen abzubilden und die ortlosigkeit der moderne zu visualisieren. nierlin beschreibt hier präziser: “überhaupt fungieren räume nur als zwischen- und durchgangsstationen in einem ortlosen, transitorischen dasein. niko driftet durch die stadt, er ist unterwegs, ohne getrieben zu sein.” (nierlin, filmgazette v. 1.11.12)

 

(cf. http://polpix.sueddeutsche.com/bild/1.1506844.1351241276/860×860/tom-schilling-oh-boy.jpg)


| americana – (k)ein nachruf |

Posted: Dezember 19th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

(cf. http://29.media.tumblr.com/tumblr_loojmzWHaN1qk3dvmo1_500.jpg)

 

wie oft wurde der abgesang amerikas prophezeit. der turbokapitalismus als spiegel der maßlosigkeit, der mutierte american dream als sackgasse hedonistischer, adipöser flachkultur. in ausuferndem maße beschäftigen sich filmemacher, journalisten, popliteraten oder ethnographen derzeit mit der aufarbeitung des noch nicht eingetroffenen. um zu definieren, welcher corpus ins europäische grab der eskapisten und  ideologen getragen werden kann, tobt der kampf um die kulturelle gestaltbildung amerikas. ein stimmengewitter, wie es canetti auf den märkten in marrakesh umschallt haben musste. wortfetzen wie “9/11″, “americana”, “kerouac” oder “kennedy” dringen heraus. es wird gefeilscht um die deutung und wertung von sinn und unsinn, mut und übermut, wahn und größenwahn.

das wesen der amerikanischen kultur ist so vielschichtig, dass es weder bestimmt noch verabschiedet werden kann. die dialektik von kultur und gegenkultur setzt hier aus, ist sie doch in einem umfassenden kulturverständnis, wie es t. s. eliot schon 1948 beschrieben hat, eins geworden. allein die zahl identitätsstiftender musikalischer gesellschaftsentwürfe übersteigt das maß des erklärbaren. nur was gibt den ausschlag für die friedliche polykultur, für das fehlende interesse nach einer in deutschland oft verhandelten leitkultur? ist es der american dream? nein, es ist die indifferenz des scheiterns! der hedonismus als erkenntnisbehinderung? im gegenteil!

daher überrascht der siegeszug der elisabeth woolridge grant alias lana del rey nicht. mit indifferentem, monotonem habitus zeichnet sie das bild des amerikanischen melancho-retro-pops, singt “swinging in the backyard / pull up in your fast car / whistling my name / open up a beer / and you say, get over here / and play a video game” und läutet damit gewollt oder ungewollt den postmodernen amerikanischen frühling ein.


| rerepepetitionon |

Posted: Dezember 16th, 2012 | Author: | Filed under: sound, word | No Comments »

die menschliche existenz baut sich aus repetition zusammen. der mensch ist nicht. er wiederholt sich. die essenz, die der existenz bisweilen als sinnhafte bürde auferlegt bzw. angeheftet wird, wird durch die wiederholung scheinkreiert. verschiedene zeitliche repetitionsklammern stehen zur verfügung. strukturbildende wiederholungen wie z. b. die jahreszeiten, die umlaufbahn des mondes, der tag & nacht-rhythmus etc. alltägliche rituelle und kulturelle zeichen und verständigungsweisen wie z. b. hände schütteln, guten tag-sagen oder verabschieden.

ist sinn also vielmehr ein sich aus wiederholung formendes produkt, ohne ein proprium, einen eigenen wesenskern zu besitzen? laden sich handlungs- und alltagsroutinen zu einem kulturgeschichtlichen habitus auf, der sich fortwährend repetiert und reproduziert, letztlich aber keine essenz beinhaltet?
untersucht man daraufhin den alltag auf repetitionsmuster, so wird deutlich, dass selbst feine und unmerkliche abläufe wiederholender natur sind. das kurbeln beim radfahren, das umblättern der seite eines buches, das husten, das ein- und ausatmen…

musik reiht sich hierbei nahtlos ein. rhythmus und takt, bassdrum und snare, strophe & refrain. das auf und ab der sinuskurve als grundgerüst elektronischer klänge. musik kann gar als prototyp repetitorischer exempel herangezogen werden. sie verwendet repetition mitunter als mittel zum zweck: der wiederkehrende bass-beat bei techno-tracks als basale und gleichzeitig transzendierende form der bewusstseinserweiterung. unendliche repetition als gefühl gewollten stillstandes, um das jetzt festzuhalten, um den nächsten morgen zu leugnen.

hierbei tritt die dialektik der repetition zum vorschein: sie ist allgegenwärtig und doch gibt es sie nicht. alles scheint sich in ständiger wiederholung abzubilden und doch ist kein moment wie der, der kurz zuvor gewesen ist. einatmen, ausatmen, und die welt hat sich bisweilen um eine entscheidende nuance verändert.

vor dem hintergrund dieser tatsache erscheint musik als konservierendes medium, als schuhschachtel für gefühle und erinnerungen, und der aktuelle trend zu elektronisch-repetierenden digitalen musikformen ist allzu nachvollziehbar. der entwurzelte mensch im flexiblen zeitalter der moderne versucht das geschehen in sinuskurven festzuhalten, repetitive räume zu kreieren, um vergänglichkeit und vergehen aufzuhalten..


| l’ultralocal et l’universel |

Posted: November 30th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

(cf. http://d2tq98mqfjyz2l.cloudfront.net/image_cache/1258330373735676.jpeg)

wenn sartre sagt, die offene flanke der ideologie sei die praxis, wie sähe dann das heutige paris in seinen augen aus? die cafés, in denen er zusammen mit simone de béauvoir schrieb, das hotel, in dem das paar mit zugezogenen vorhängen die angriffe der nazideutsche wegdachte, wegschrieb. saint-germain-de-prés als ort der literarischen begierde.

der intellektuelle ésprit ist von diesem ort gewichen. eng an eng sitzen menschen mit mänteln vor dem „café de flore“ und „les deux magots“. die stühle sind nicht zueinander gerichtet, sie schauen sich nicht an. ebensowenig die mäntelträger, schaulustig schauen sie umher. ab und an teilen sie sich ihre gedanken mit. wie mögen sie lauten? kein buch liegt auf den tischen, keine diskussion im gange. links neben dem “café de flore” sitzt ein mann auf dem boden und bettelt um kleingeld für papier und neue stifte. ausgelegt sind manuskripte. die schaulustigen gehen an ihm vorüber, hier und da bleibt ein kind stehen.

der unterschied zwischen einem ort und einem raum ist der, dass ein ort verweilt, während ein raum wandern kann. ein ort existiert, räume sind konstrukte, subjektive, interpersonelle oder kollektive konstrukte. henry millers paris kannte viele orte, die heute sicherlich leicht zu lokalisieren sind. die von ihm entworfenen, entrückten gedankenräume sind hingegen nur surreal zu fassen. er schreibt:

“ich verstand nun, warum paris die gequälten, die betörten, die großen besessenen der liebe anzieht. ich verstand, warum man hier, an der nabe des rades, den phantastischen, unmöglichsten theorien anhängen kann, ohne sie im geringsten seltsam zu finden. hier liest man wieder die bücher seiner jugend, und die rätsel bekommen neuen sinn. man durchwandert die straßen in der gewissheit, dass man verrückt, dass man besessen ist, denn diese kalten gleichgültigen gesichter sind die visagen der eigenen gefängniswärter. hier schwinden alle grenzen. (…) die luft ist frostig und abgestanden, die sprache apokalyptisch. (…) eine ewige stadt, dieses paris! ewiger als rom, prächtiger als ninive. der wirkliche nabel der welt, zu dem man wie ein blinder und strauchelnder idiot auf allen vieren zurückkriecht. und wie ein kork, der am ende ins stille wasser der meeresmitte abgetriegen wurde, schwimmt man hier teilnahmslos, hoffnungslos. (…) ideen und handlungen müssen einander entsprechen. wenn in den ideen keine vitalität steckt, gibt es kein handeln. ideen können in dem vakuum des denkens nicht alleine bestehen. ideen haben bezug zum leben: leber-ideen, nieren-ideen, interstitielle ideen usw. nur einer idee zuliebe hätte kopernikus nicht den bestehenden makrokosmos zerstört, und kolumbus wäre im sargassomeer gescheitert. die ästheten der idee bringen blumentöpfe hervor, und blumentöpfe gehören aufs fensterbrett. aber wenn es keinen regen und keine sonne gibt, welchen zweck hat es dann, blumentöpfe vors fenster zu stellen?” (henry miller – wendekreis des krebses)

ziehharmonikaartige menschenschlangen bilden sich vorm centre pompidou. dalís wiederbelebung in zweihundert bildern. die menschentrauben malen ein trostloses bild. sie staunen von kunstwerk zu kunstwerk, in kurzen schritten. sie fühlen sich wohl im konsens, müssen nicht zweifeln, ob oder ob nicht. eine kultur ohne gegenkultur hinterlässt keine definitionslinien. und ein transparent spricht in dalis worten:

„je m’occupe de mon champ, de ma barque c’est-à-dire de la toile que je suis en train de finir, comme un bon ouvrir, en ambitionnant des choses simples: manger des sardines grillées et me promener avec gala le long de la plage, le soir tombant, en regardant les rochers gothiques se transformer en cauchemars dans la nuit. je me suis construit sur ces grèves, j’y ai créé mon personnage, découvert mon amour, peint mon oeuvre, édifié ma maison. je suis inseparable de ce ciel, de cette mer, de ces rochers: lié à jamais à portlligat – qui veut dire “port lié” – où j’ai défini toutes mes vérités crues et mes racines. je ne suis chez moi qu’en ce lieu: ailleurs je campe.” (salvador dalí – l’ultralocal et l‘universel)


| between sense and nonsense (i) – seven questions to.. alex canasta |

Posted: November 3rd, 2012 | Author: | Filed under: interview - 7 fragen.., sound, word | No Comments »

welcome to a new off-journal series. writing about music is one thing, but how about letting bands speak for themselves? first in row a wonderful danish pop-band called “alex canasta”. i happened to listen to their songs and especially “let it out” caught my ears, including every song on their album “reborn tonight”. line’s voice is clear, the instrumental sound is dense and the lyrics are worth listening to..

why does your band exist?  we can´t live without each other, and we can´t live without the music that appears when we´re together. 10 years is a long time hanging out with the same guys…that´s probably why i live with one of them.

one of your songs is called „let it out”– what do you want to let out?  all and everything in between. nothing is sacred though everything is. it sounds a bit confusing, but we totally get it. a typical alex canasta-dogma.

revolution is, when.. 10 years, 2 albums; if you want to make a revolution a keyword is certainly patience. if you´re able to control your impatience of reaching your goals, keep on believing and don´t compromise someday the revolution will happen. my revolution was learning to accept the fact that alex canasta are the slowliest producing band in the world. as i once said, there have to be time and space if you want things to evolve. that´s an “alex canasta”-fact.

i’d love to be in concert with..bruce springsteen on guitar, fiona apple on piano, lykke li on drums, leonard cohen on bass, ellie golding as my private dancer and kate bush doing the percussion-parts.

the best moment in your band life so far..the making of everything concerning safe inside: music, lyrics, videos and pictures and just knowing that we´re doing it together.

the greatest disaster.. that the poles are melting, and when simon is refusing to play a gig with us because of a big band tour..

i have no power to.. control nikolaj´s smart-ass-comments, my own temper and simon´s jazz guitar.

 

Alex Canasta

alex canasta line-up:
line on vocals & other music equipment
nikolaj on drums and other music equipment
simon on guitar and other music equipment

more on:
http://www.facebook.com/pages/Alex-Canasta-Music/292355674158319?ref=hl
http://alexcanasta.com/

| nuevos sonidos: sophie hunger – danger of light |

Posted: Oktober 14th, 2012 | Author: | Filed under: word | No Comments »

“why is it nobody knows we must go? / where is my revolution, revolution? / was that a flicker? / is that a fire? / is somebody knocking? / was that a sign? / that voice talking, is it mine? / calling, calling, calling all the time”
(rererevolution – sophie hunger)

wer nach vertrauten klänge auf der dritten platte der schweizerin sophie emili welti alias sophie hunger sucht, wird nicht ansatzweise enttäuscht. obligatorische dreisprachigkeit, beeindruckende instrumentalität und emotional-melodische gefühlsausbrüche durchziehen ihr repertoire, als wäre es ein leichtes, ton und text zwischen zwei pappdeckel zu pressen. beinahe jedes der 11 neuen stücke (+5 songs b-side cd) findet sein äquivalent auf der letzten platte (“1983″). ein kompliment? jein. die melodielinien bestechen, aber gleichen sich. der sound ist dicht, aber entwickelt sich nicht. die songtexte lehnen auf, aber wütend sind sie nicht. lediglich die genialischen posaunensoli vibrieren bis ins unterholz der gehörgänge.

mit “danger of light” spielt sophie hunger eine parttime-exilantin. sie verarbeitet eindrücke einer reise, in der die “auftritte unterbrechungen einer endlosen reise in einer endlosen landschaft sind” (die zeit, 06.10.11). sie schreibt: “ich bin nach hause (…) zurückgekehrt und vermisse amerika unheimlich. es war, als wäre ich auf der welt gewesen.” (ebd.)
hunger ist erschüttert und berauscht zugleich. “likelikelike” und “holy hells” wabern voll energie und euphorie, in “heharun” und “perpetrator” verarbeitet sie verschrobene klänge in jazz- und bluesmanier. im poppigen b-side-track “first we take manhattan” läuft sie zu höchstform auf; supertramp wären stolz auf sie. jeder bemühung zum trotz scheint der geist der americana vorbeigehaucht zu haben, ins delirische wanken kommt die hörerschaft nicht.

“chum u bring mi bald i z’wanke
i bi sicher i chönt doch chli tanze
wenn du mi bruuchsch derför”
(sophie hunger – z’lied vor freiheitsstatue)

die b-side lohnt, über die maßen. neben “first we take manhatten” und einem zugegebenermaßen mediocren dylan-klassiker arbeitet sophie hunger an “my oh my” weiter.  in hungers früherer band “fisher” bereits in verschiedenen varianten performt, reift es nun zur perfektion heran, textlich wie instrumental. durch erhöhtes tempo, melodie- und gitarrenvariantionen und ein ausgedehnt orgiastisches ende. es steht jedoch abseits der platte, fern von new york.

 

 (cf. http://www.kidam.tv/supports/images/111_g_289.jpg)

 

 


| you call this post-hardcore? you must be a structuralist libertarian |

Posted: Oktober 13th, 2012 | Author: | Filed under: sound, word | No Comments »

 


| musik als utopie der sprache |

Posted: Oktober 10th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

“in der schreibweise (…) besteht die bewegung eines bruches und die einer erstmaligkeit; sie enthält das muster jeder revolutionären situation, deren fundamentale zweideutigkeit darin besteht, dass wohl oder übel die revolution aus dem, was sie zerstören will, das bild dessen schöpft, was sie zu erringen strebt. wie die gesamte moderne kunst trägt die literatursprache zugleich die entfremdung der geschichte und den traum der geschichte in sich. als zwangsläufigkeit bestätigt sie zerrissenheit der sprachen, die untrennbar ist von der zerreißung der gesellschaft in klassen, als freiheit ist sie das bewußtsein dieser zerrissenheit und die anstrengung, die diese zu überwinden versucht. sich unaufhörlich ihrer eigenen vereinsamung schuldig fühlend, ist sie doch nicht minder eine nach dem glück der wörter gierige vorstellung, sie eilt einer erträumten sprache zu, deren frische durch eine art idealer vorausnahme die perfektion einer neuen unschuldigen welt darstellte, in der die sprache nicht mehr entfremdet wäre. die vermehrung der schreibweisen setzt eine neue literatur in dem maße, wie diese ihre sprache nur erfindet, um projekt zu sein: die literatur wird zur utopie der sprache.” (roland barthes – am nullpunkt der literatur 2006, 69)