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| artist! why didn’t you draw my stomach? |

Posted: April 16th, 2012 | Author: | Filed under: sound, word | No Comments »

…it is indeed, that you, as usual, just want to impress the art world? (ilja & emilia kabakow)

 

der mensch ist das produkt vieler umbrüche. ein um-bruchstück sozusagen. kriege, nahrungskatastrophen, herrschaftswechsel, technischer fortschritt oder epidemien: ständig ist der mensch gefordert, sich anzupassen. ein exogener dauerreiz, über den sich personalentscheider und arbeitsminister schon seit dekaden den mund fusselig reden. dass dies genau die spezies trifft, die neben faultier und qualle noch am leidenschaftlichsten den status quo hegt, ist nur eine der schönen ironien der geschichte. der mensch an sich ist nämlich redlich apathisch: essen, schlafen, fortpflanzen. mehr braucht’s nicht zur zufriedenheit. und doch: wenn man den code der künstlerischen informationen und stukturen geknackt hat und sozusagen als hacker erfolgreich in diese systeme hineinkommt, fängt man unwillkürlich an, zu bewundern, was sich dabei offenbart. für diesen moment ist all die vergeblichkeit und sinnlosigkeit und paradoxie eliminiert. zwar birgt die existenz des menschen keinen sinn, aber wenn jemand in der lage ist, eine solche kommunikation über jahrhunderte oder über räumliche distanzen herzustellen, wird man zum teil einer größeren einheit, nämlich kunst. mit der kunst nimmt dasjenige gestalt an, was das kostbarste am menschengesclecht ist. was ansonsten an erdöl-bohrinseln, raumtransportern etc. gebaut wird, dient der erhaltung der spezies und ist entsprechend banal. im grunde unterscheidet es sich nicht von den tätigkeiten der tiere. aber kunst ist etwas anderes.

(kompositum aus till schröders “zäsur auf zimmertemperatur”, operpur 8, 4 & peter steins “glücksmaschine theater”, lettre 94, 66)

 


| alles, was sie sagen, macht sinn – there’s sense in everything they say |

Posted: April 5th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

(cf. http://behance.vo.llnwd.net/profiles/70336/projects/281182/703361249671647.jpg)

der grundlage folgt die begründung, der symbolik die macht, den gedanken die rede, und der unterdrückung der aufstand. es gibt eine stringenz in gesellschaftlich reproduzierter logik, die gänsehaut hervorruft. philosophische argumentationen, in stein gemeißelt, durch natur- und wirtschaftswissenschaftliche erkenntnisse belegt. alles sinnig, alles schlicht soweit.

warum ergibt sich also entwicklung? freude? euphorie? erstaunen? sind es nicht die momente vollkommenster unlogik – irrationalsten wahnsinns – die das herz aussetzen lassen? bildet nicht gesellschaftliche logik die pfeiler des bestehens, der ruhe, damit die unlogik sie einreißen, verrücken oder an anderer stelle modifiziert wieder aufzubauen kann?

popdiskurse, diskographien, plattencover, kakkmaddafakka, lykke li, rotzpipn, kvelertak, can (communism | anarchism | nihilism), kjellvander (…) . überall findet gesellschaftliches handeln im sinne eines darüberhinausdenkens, eines transformationsprozesses statt. nicht durch die musik, sondern durch den hörenden. dazu steininger (der ton macht die musik 1995, 24 f.): “musik ist als kreation eines oder verschiedener individuen anzusehen und als kunst, die sich an der aktiven, subjektiven auseinandersetzung an jener kreation bei einem menschen erst breitmacht. jeder mensch hört musik als nicht nur, er arbeitet sie, er tätigt sie: er macht sie! die ohren lasses es zu, dass die schwingungen aufgenommen werden, das gedankliche auge erschafft den vorstellungsrahmen (bisweilen kann das gedankliche auge und das organ selbst gleichgesetzt werden: das sind die momente, in denen musik aktiv an der konstitution von welt beteiligt ist) und die muskelfasern verändern in einem aktiven prozess ihre kontraktionsformen. dies bedeutet, dass kreation aktion evoziert, dass jede art von musikalischem output, jeder erzeugte ton od. melodie gleichzeitig zur handlung verleitet. zumeist beruht diese auf minimalster ausprägung und gereicht kaum zur bemerkung, in manchen bemerkbaren fällen verändert sie die gedanken und handlungsprozesse eines menschen auf beträchtliche art und weise: music = art = perception = action = change.” noch bedeutet dies nicht, dass logik produziert wird, es ist vielmehr die tätigkeitstheoretische grundformel, die rezeption und aktion verbindet. ob daraus kausal verknüpfte handlungsketten entstehen, die wir gemeinhin logik nennen, sei dahingestellt. im besten falle nicht. “what makes you think nonsense is bad? if they’d nurtured and cared for human nonsense over the ages the way they did with intelligence, it might have turned into something of special value.” (we | zamyatin)

 

 


| accidental play of the week – two |

Posted: März 16th, 2012 | Author: | Filed under: acc. play of the week, sound, word | No Comments »

streitbar, streitbar…wie kommt er daher. dan mangan – *1983 – ein kanadischer singer/songwriter mit sichtbarer sorgenwampe. sein blick wiegt so schwer wie seine gitarre und lässt verlauten: ich will nicht hier sein, ich will nicht hier sein, daher bin ich hier und davon will ich erzählen. plötzlich steht er also da, gleich einem motivierten auswechselspieler, den im moment der wahrheit doch der zweifel überkommt. ob des eigenen könnens. doch unbegründet, denn mangans ruhige stimme durchdringt, seine melodien nehmen ein. “you silly git” schmiegt sich an ihn wie eine zweite haut, außergewöhnlich, mit welcher schlichtheit er sich oben auf die tracklist spielt. es sind die subtilen spitzfindigkeiten, instrumental wie textlich. keine verspannten zwischenspiele, keine verstecktes effektschrauben, sondern offensichtliches pauken, das aber so gleich als schönwettergrollen verschwindet. und verschmitzt gesteht er ein: “i’ve got a sneaky kind of selfish, that I keep upon the shelf, with jars of double-sided comments, for people who’ve done nothing wrong”.

“you silly git” ist der zweite song aus der offjournal-reihe “accidental play of the week – die musikalische halbe stunde reise nach jerusalem, bei der der song gewinnt, der im ohr stehenbleibt”.


| “we don’t need the market to replace what we’ve lost.” (four water | denis jones) |

Posted: März 13th, 2012 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

wenn facebook durch time-line nun das einkleben unserer schnappschüsse übernimmt, mehr noch: die (un-)bewusste protokollierung aller aktivitäten  eines registrierten individuums, so ersparen wir uns die lästigen klebefinger. wir halten zwar nicht nach, was es sich lohnt, zu erhalten und zu memorieren, allerdings ist ja alles verfügbar – jederzeit. aber was bedeutet alles? so wie es der körper bei schweren krankheiten schafft, just im richtigen zeitpunkt das kurzzeitgedächtnis auszusetzen, so verläuft die erinnerung an das leben ähnlich: unser gedächtnis sondiert, sortiert und priorisiert. die frage, die sich nun also unweigerlich stellt: brauchen wir ein produkt des marktes, das für uns die wichtigste aufgabe des lebens übernimmt – sagen wir fairerweise „begleitet“ – und es sozusagen protokolliert? die antwort lautet unweigerlich: nein! „die erinnerung“ – so jean paul (in: die unsichtbare loge, 1973) – “ist das einzige paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann”. wir müssen uns dieser aufgabe aber selbst annehmen, zu verzerrt wird die retrospektive wahrnehmung durch die ansammlung historizitärer relikte. die ausklammerung jeglicher emotionaler dimension, die unser geist gleichzeitig memoriert, lässt genau das verkümmern, was man gemeinhin als erinnerung bezeichnet. die versuchte verhinderung faktischer erinnerung an eine bestimmte zeit ist zu unterstützen, die konservierung derjenigen emotionen, die das essenzielle bewahren: erinnerung.
einen begründungszusammenhang für digitale historizität und für die rasante entwicklung digitaler räume (wie time-line) liefert die tatsache, dass die erschaffung dieser und das leben in ihnen wenige kompromisse und anstrengungen erfordern. ein digitaler raum ist (vorerst) zugänglich, antiphysisch, entkräftet (im sinne einer entmaterialisierung, ergo einer ablösung von gravität) und apersonell. kommunikationspflege verläuft ohne die nervliche belastung nonverbaler störfeuer, ohne registerwechsel und mit einem merklichen quantum zusätzlich zur verfügung stehender reaktionszeit. emotionale distanz („es hört dich zwar niemand lachen, aber weinen sieht dich auch niemand“) schafft raum für emotionale öffnung, eine dialektik, in der der reiz und gleichzeitig die gefahr digitaler räume liegt. unverbindlichkeit erhält einzug, nicht durch kommunikation, sondern durch technische vervielfältigung statt natürlicher entstehung und verwesung. der organismus menschlichen lebens wird auf den kopf gestellt: wo früher alles ein ende hatte, hat es heute nie eines, für nichts. aufoktroyierter nihilismus der technischen sorte, vor dessen verzicht sich jeder gestellt sieht und zumeist mit negierung antwortet. materialismus und naturalismus werden exekutiert, besser: vakuumiert, digitalismus hingegen erscheint grenzenlos (chronologisch wie topologisch).
dies mag klingen wie ein abgesang auf materielle geschichte als erfahrung, wie sie walter benjamin als interpretation von baudelaires verszeile aus „le gout du néant“ verstanden hat: „‘le printemps adorable a perdu son odeur!‘ in dieser zeile sagt baudelaire ein äusserstes mit der äusseren diskretion; das macht sie unverwechselbar zu den seinigen. das insichzusammengesunkensein der erfahrung, an der er früher einmal teilgehabt hat, ist in dem worte perdu einbekannt. der geruch ist das unzusägliche refugium der mémoire involontaire. schwerlich assoziiert er sich einer gesichtsvorstellung; unter den sinneseindrücken wird er sich nur dem gleichen geruch gesellen. wenn dem wiedererkennen eines dufts vor jeder anderen erinnerung das vorrecht zu trösten eignet, so ist es vielleicht, weil diese das bewusstsein [sic!] des zeitverlaufs tief betäubt.“ (aus: benjamin, w.: illuminationen, 1977, 218)
in letzter konsequenz bedeutet digitalismus die zwanghafte auflösung emotionaler erinnerung, gepaart mit der negierung kulturgeschichtlicher zeichen der zeit. sie bewegen sich nunmehr vertikal im sinne von schichtungen und kopien, nicht mehr als chronologisch horizontale abfolge. die verdeutlichung an einem beispiel:
mit dem herausragenden kunstprojekt „fuck it up and start again – guitar smashed and mended seven times“ zeigte sophie hultén 2001 im stil einer videoperformance die siebenmalige mutwillige zerstörung einer gitarre in kargem raum. in mühsamer kleinstarbeit baut sie die gitarre immer wieder zusammen, wenngleich die zeichen der zerstörung immer feinschichtiger sichtbar werden. der kunstprozess mündete in ein abschliessendes objekt folgenden aussehens:

(quelle: http://www.sofiahulten.de/daten/guitar.html)

transferiert in einen digitalen raum und ausgerüstet mit lenovo-laptop, tastatur, maus und photoshop, führte ich das kunstprojekt abermals durch, an einem wahllos recherchierten digitalen musikinstrument. in anlehnung an hultén entstand ein kunstobjekt mit dem titel „fuck it up and [backspace] – guitar dissolved and restored 7 times in 21,4 sec.“ mit folgendem objekt als ergebnis:

(quelle: http://www.wochenspiegelonline.de/uploads/pics/gitarre_in_01.jpg)


| affront gegen die digitale dialektik des alltags |

Posted: Februar 3rd, 2012 | Author: | Filed under: image | No Comments »

oder: “we might be wrong, we might be wrong, we might be wrong and everything doesn’t mean anything at all.” (züri |sophie hunger)

(sf. http://www.todayandtomorrow.net/wp-content/uploads/2011/03/Fragments-of-RGB_2.jpg | ffffound.com)

what if avantgarde dissolves into megastreams of circular nothing? what if all colors, all motions, all
options might be bound to wireless bits of decision, not in our hands, but in virtual spaces? our life
chronicles can be shut down, our pictures switched off. hd in disguise. what if one day all nanoparticles
do not combine to frame a picture?
it seems a harmless though in a digital room, in a digital world..

anti-materialism does not equal digitalism! consciousness does not equal anti-digitalism. be sure of that.


| j’emmène au creux de mon ombre, des poussières de toi |

Posted: Januar 22nd, 2012 | Author: | Filed under: sound, word | Kommentare deaktiviert

 

“ich hab keine angst vor dem weg, weil ich ihn sehen will, ihn auskosten will.
jede biegung, jede windung, bis es gut ist.
weil der wind uns tragen wird.
so wie all das, was du den sternen sagen würdest, wie der lauf der dinge,
wie die zärtlichkeit und der schlag, wie anderer tage paläste, von gestern, von morgen.
ein flüchtiger eindruck wie von samt, und dann kommt der wind und trägt alles davon.
unser erbgut, unsere gene nimmt er, trägt sie in die luft, in die atmosphäre,
in die galaxie, wie ein fliegender teppich.
der duft der jahre davor und all das, was einlass verlangt an deiner tür.
diese unendlichkeit von schicksalen, davon man eines lebt.
und was bleibt von alle dem zurück?
eine flut, die beständig steigt.
eine erinnerung, die jeder ab und zu hat und im herzen des schattens, der von mir bleibt, nehme ich mit mir die spur, die von dir bleibt.
bis der wind alles davonträgt.” (dt. übersetzung, aus dem franz. orignial von noir desir)


| we talk about the now, the past and the future – 2012 |

Posted: Dezember 22nd, 2011 | Author: | Filed under: image, word | No Comments »

 

 (cf. http://24.media.tumblr.com/tumblr_lj4ew4LuEv1qd2jv8o1_400.jpg)

“hoffnung ist nicht die überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die gewissheit, dass etwas sinn hat, egal wie es ausgeht.” (vaclav havel)

wenn das jahr 2011 ein jahr des aufbegehrens war, vom arabischen frühling bis zum amerikanischen herbst, so bleibt dennoch das gefühl zurück, dass dies erst der anfang war. es wird nicht mehr viel zeit brauchen, bis die zwiebelschichten gepellt sind, bis überschein nicht mehr auf schein folgt, sondern die sonnenbrillen abgenommen werden. diktatoren werden für anachronistisch erklärt; und der kapitalismus hat sich letztlich zu einem menschenbild hindurchgefräst, welches wirtschaftsobjekte mit komplexität belädt, deren reduktion sie weder imstande sind zu leisten, noch leisten wollen. aber instinkt und emotion überstehen dem verstand. das ziel ist längst überschritten, die werbeflächen sind aufgebraucht. was bleibt sind pervertierte finanzielle spielarten kurz vor ladenschluss.

einem pacemaker gleich dreht vaclav havel kurz vor dem läuten der letzten runde ab, verzehrt sein körper, aber nicht sein geist. er ging voran, wir sind daran zu folgen.
2012 wird das jahr, in dem die weichen gestellt werden, in dem vorstellungsräume geschaffen werden. ein kleiner auszug aus dem kompendium von nigel bornand, dem niederländischen philosophen (1927-1980):

“we talk about the now, the past and the future..
and it’s relatively easy: imagine a place, we call x.
a place of shelter, refuge would not be the right expression. an umbrella.
a place to recollect und gather, a place without an aim or target, without sense nor fame.
it must be some sort of very modest place,
some wooden benches, some tables to eat, some places to sleep.
be.
an agreement first. we do not harm. not with words nor physical means.
we do not protect ourselves. not at any time.
im pretty sure, a zone y will be created. we won’t have to wait for long.
an idea will spread. the idea of a zone that can not be attacked. because it does not have a defence.
let’s call the zone y: old world oceania (owo) and the places x: all the places people can imagine.
consider it a path. owo.”

(nigel bornand – study of the power of mankind without force, p. 41 f.)

 


| accidental play of the week – one |

Posted: Dezember 5th, 2011 | Author: | Filed under: acc. play of the week, sound, word | No Comments »

“(…) we will become become – the sound and the song (…)” – in zeiten zentnerweise herangeschaffter neuware aus digitalen garage scheint beweisführung angebracht, um sam bram und seinen mitstreitern von iron & wine den musikalischen sonderstatus zu verleihen. die songs des ehemals dozierenden barden kommen nun nicht mehr mit schlichter lyrischer popanz daher, sondern mit einer instrumentalen dichte,  die selbst raum für tröten und fanfaren lässt. die platte “kiss each other clean”" setzt zu instrumentaler opulenz an, “monkey’s uptown” lässt grüßen. unmerklich kommen tanzbare elemente hinzu, naturkosmetisch verziert, für sams verhältnisse nahezu experimentell. nur seine stimme bleibt unverändert zugänglich, als wolle sie flüstern: “(…) we will become become – the whisper and the shout (…)”

“your fake name is good enough for me” ist der erste song aus der offjournal-reihe “accidental play of the week – die musikalische halbe stunde reise nach jerusalem, bei der der song gewinnt, der im ohr stehenbleibt”. 


| this is pure crap.. |

Posted: November 26th, 2011 | Author: | Filed under: sound, word | No Comments »

..one could say, but wait a minute, wait a minute! don’t i sense an evotion of matter, a sense of belonging? the reoccurence of sound in different patters, just as a resemblance of everyday-life just outside the door every morning? nostalgia, here you are again. you became utopia long ago, although history has bestowed upon you some sort of reality in disguise..you eventually came again to part your fare-thee well..

“as the archaeology of our thought easily shows, man is an invention of recent date. and one perhaps nearing its end.” (foucault)

..and as you maunder away, it seems like you’re whistling that modest-mouse tune. i hear it fading away..

(…) i know that starting over is not what life’s all about.
but my thoughts were so loud, i couldn’t hear my mouth.
my thoughts were so loud, i couldn’t hear my mouth.
my thoughts were so loud. (the world at large – modest mouse)


| deconstructing reality dsc |

Posted: November 25th, 2011 | Author: | Filed under: sound, word | No Comments »

kraut und rock, die veränderung der dinge und die unabdingbare ordnung dieser..
vielleicht mag jemand nach roger waters oder david gilmour rufen, doch sie werden
nicht zum vorschein kommen. sid barrett würde ohnehin nur gequält lächeln und
gute miene zum bösen spiel machen. sie haben sich längst verzogen, in schlupflöcher,
die den trommelwirbel nur als kribbeln in der haut wahrnehmen lassen. zu offen-
sichtlich scheint die gefahr, dass die postmoderne nun doch realer wird, als sie
bisher von kunstversierten besungen wurde..

 

“marcel legte den pinsel hin und drehte die staffelei zur wand.
alle seine bilder standen mit dem gesicht zur wand; man sah im-
mer nur ihren abweisenden rücken.
‘natürlich’, sagter er, ‘ich habe es kommen sehen.’
glaubst du, die welt würde sich von selbst ändern, wenn wir
keinen kleinen finger dafür rühren?’ fragte ich.
marcel schüttelte den kopf.
‘von unserer welt kann man nichts erwarten. der kern ist
schlecht. ich würde lieber gleich eine ganz neue machen.’
‘aber deine welt gibt es doch nur auf bildern.’
er lachte:
‘das werden wir ja sehen.’”

(aus: de Beauvoir, S.: Das Blut der anderen. Rororo. 2008, S.15)